Wochenendseminar

Die Angst –
Jacques Lacans Seminar X und der Begriff der Angst in der Philosophie der Moderne

mit Eckhard Bär, Psychoanalytiker

Kierkegaard schreibt: „Angst kann man vergleichen mit Schwindel. Der, dessen Auge es widerfährt, in eine gähnende Tiefe niederzuschauen, er wird schwindlig“. „Solchermaßen ist die Angst der Schwindel der Freiheit, der aufsteigt, wenn die Freiheit niederschaut in ihre eigene Möglichkeit“. So beginnt die Reflexionsgeschichte der Angst in der Moderne. Sie findet bei Heidegger einen ihrer Höhepunkte, wenn dieser Mut zur Angst fordert, damit ein Mensch es durchstehen kann, zurückgeworfen auf sich selbst sein Geschick zu ertragen. Welches? Ohne Netz und doppelten Boden, ohne Gott und alle Täuschungsmanöver der Gesellschaft, zu sich selbst verurteilt zu sein, sich selbst leben zu müssen. Angst, das scheint ein nicht aushaltbarer Zustand zu sein, den man gleichwohl aushalten muss.
Im Unterschied zur Furcht, die das Objekt der Gefahr kennt, fasste Freud die Angst – einstiges Produkt der psychischen Hilflosigkeit des Säuglings – als etwas Unbestimmtes auf und zugleich als Schutz vor erstarrendem Schrecken. Lacan formuliert im Seminar X, die Angst ist nicht ohne Objekt. Jedoch ist ihr Objekt nicht leicht zugänglich, nicht einmal benennbar wie andere Objekte. So gelangt Lacan durch die Frage nach dem Objekt der Angst zur Ausarbeitung der konstitutiven Funktion des Mangels und damit zur Objekt-Ursache des Begehrens, dem sogenannten Objekt ‚klein a‘. Wenn Begehren, zutiefst Begehren nach Begehren und somit Versuchung ist – und mit Angst einhergehen kann – liegt dann die Funktion der Angst darin, das Subjekt vor einem Zuviel – vor einem Mangel des Mangels – zu bewahren?
Im Zentrum des Seminars wollen wir Lacans Seminar: Die Angst studieren und den Begriff der Angst aus der Perspektive der Moderne und der heutigen Zeit befragen. Dazu haben wir uns auf Kierkegaard und Heidegger bezogen, und fragen nach möglichen Antworten, die sich durch einen engen Bezug von Philosophie und Psychoanalyse für das Problem der Angst ergeben.

Literatur: Jacques Lacan, Buch X, Die Angst
Weitere Texte: Angst – Lektüren zu Jacques Lacans Seminar X, Hrsg. Michaela Wünsch, Turia + Kant, 
u. a. mit Beiträgen von Francoise Samson, Samuel Weber, Norbert Haas, Mai Wegener.
Sigmund Freuds: Das Unheimliche, Hemmung, Symptom und Angst, u. a.
Søren Kierkegaard: Der Begriff Angst.

ORT: Seminarraum Moselweg 27, 34131 Kassel 
INFORMATION/ANMELDUNG: Eckhard Bär
Der Kostenbeitrag incl. Verpflegung beträgt 50,- € (ermäßigt 30,- €)

Termine:

Die Seminarreihe ist derzeit pausiert. Dessen Fortsetzung folgt.

2019
29. + 30. November
18. + 19. Oktober
10. + 11. Mai

2018
2. + 3. November
4. + 5. Mai
16. + 17. Februar

Lektüreseminar

Die Identifizierung

Lektüre und Diskussion des Seminars IX von Jacques Lacan
Leitung: Eckhard Bär, Psychoanalytiker

Die Identifizierung ist ein primär unbewusster psychischer Vorgang, in dem jemand einem „Vorbild“ entsprechend, eine Eigenschaft, eine Haltung oder ein Symptom etc. als einen einzelnen Zug von einem anderen Menschen übernimmt. Dadurch findet er sich – darin diesem Anderen entsprechend – verändert. Da dieser Vorgang, in dem jemand jeweils einzelne Züge des Anderen übernimmt, im Wesentlichen aber unbewusst bleibt, kann er diese Züge nur als eigene, sich zugehörige Züge erkennen. 
Somit begreift der Mensch sich in dem, was ihm durch den Anderen begegnet, als ein Ich, in dem er sich aber zugleich eigen und fremd ist. Das Subjekt bildet sich also bereits in einem Konflikt, demzufolge das Ich sich seiner selbst nie sicher sein kann. Die kontinuierliche Bedrohung seiner Identität, „im Innersten“ seiner selbst, führt zu einer ängstigenden Spannung, die als Angst oder verwandelte Aggressivität zwischen den Menschen wiederkehrt. Jeder Mensch hat durch die Identifizierung, die ihn überhaupt konstituiert, auch ein „Idealbild“ in sich errichtet, dem er unweigerlich in dem Versuch, sich selbst zu bestimmen, folgen muss. Deshalb muss er fortgesetzt versuchen, die nicht – oder nur um den Preis der Verkennung – schließbare Kluft zwischen „seinem“ Ideal-Ich und „seinem“ Ich-Ideal zu überwinden, also die Kluft zwischen dem, wie er sich selbst als liebenswert sieht und dem, wie er glaubt sein zu müssen, um vom anderen geliebt und geachtet zu werden.
Auf diese Weise kommt es auch zu einer mentalen Angleichung an den Anderen. Denn wie die „Vorbilder“, die das Werden des einzelnen Menschen als ein Ich ermöglichen, übertragen sich auch die familiären und gesellschaftlichen Idealbilder durch Identifizierung mit ihren sozialen Normen und Werten. So finden vermittels dieser Identifizierungen auch Gruppen-, Gemeinschafts- und Massenbildungen, als Konstitution des Sozialen, wie auch als Destruktion des Bestehenden statt.

Für Lacan geht es bei der Identifizierung nun darum, den Bezug eines jeden zu sich selbst zu präzisieren. Es geht darum, dass diese Identifizierungen des Subjekts vermittels jeweils einzelner Züge als Funktion sprachlicher Elemente, den sogenannten Signifikanten, stattfinden. Mit diesen kann sich das Subjekt, soweit sie bewusst sind, bezeichnen und wird, soweit sie unbewusst sind, von ihnen bezeichnet. Wenn nun aber das Auftauchen des Subjekts der Effekt eines bezeichnenden sprachlichen Elements ist, eines Signifikanten, so ist es notwendig, dessen Status im Unterschied zu einem Zeichen genauer zu bestimmen. Diese Neuinterpretation der Identifizierung erfolgt in dem Seminar Lacans u. a. in der Entfaltung der Bedeutung des Eigennamens für den Einzelnen und durch die Infragestellung des Satzes der Identität, A = A, der klassischen Logik. Denn unter bestimmten, für die Bildung des Subjekts wesentlichen Bedingungen, ist A nicht gleich A. Darin findet auch die Spaltung des Subjekts in bewusst und unbewusst einen Grund. Spannend ist in dem Seminar die nähere Bestimmung des zuvor benannten einzelnen Zugs, der das Subjekt und das Objekt im Psychischen in Bezug auf das, für jeden maßgebliche, unbewusste Objekt des Begehrens verortet.

Das Lektüreseminar geht vom übersetzten französischen Text aus. In ihm arbeiten Psychoanalytiker, Ärzte, Therapeuten, Wissenschaftler, Lehrer, Sozialarbeiter, Handwerker, Künstler, Freiberufler und andere Dienstleister in einem regen Austausch und verbinden Fragen des Textes mit ihrem beruflichen und persönlichen Hintergrund.  
Interessierte sind herzlich willkommen. 

ORT: Seminarraum Moselweg 27, 34131 Kassel 
INFORMATION/ANMELDUNG: Eckhard Bär

ZEIT:

TERMINE:

Die Übersetzung und Lektüre des Seminars „Die Identifizierung “ wurde 2018 pausiert. Derweilen wurde eine sehr gute Übersetzung in einem Kolleg in Frankfurt erarbeitet.

2018
20. Januar
10. Februar
10. März, 17. März
14. April, 5. Mai
26. Mai, 16. Juni
20. Okt.
10. und 24. Nov.

Lektüreseminar

Die Übertragung

Lektüre und Diskussion des Seminar VIII von Jacques Lacan
Leitung: Eckhard Bär, Psychoanalytiker
Ausgangspunkt des Seminars ist das Das Gastmahl von Platon, in dem es um die Liebe geht. Im Zentrum und hinter all dem steht das Geheimnis des Sokrates. Lacan spricht hier von der längsten Übertragung, die die Geschichte je gekannt hat…. „Sokrates gibt vor, nichts zu wissen, außer dass er zu erkennen weiß, was die Liebe ist, unfehlbar zu erkennen weiß, sagt er uns… da, wo er ihnen begegnet, wo der Liebende ist und wo der Geliebte ist.“ In diesem Gastmahl – einer eher komischen Tragödie der Liebe – übernimmt der betrunkene Alkibiades mit seiner gewagten Lobrede auf Sokrates die Szenerie. Sokrates deutet ihm jedoch: Nicht ihm, sondern dem neben ihm sitzenden schönen Agathon habe die Liebeserklärung gegolten. Worum handelt es sich bei der Übertragung zwischen Liebenden und Geliebten? Das Seminar eröffnet eine interessante Neuinterpretation der Freudschen Theorie der Übertragung.

Dieses Lektüreseminar führt eine Gruppe von Psychoanalytikern, Therapeuten, Ärzten, Lehrern, Literaturwissenschaftlern, Sozialarbeitern, etc. zu einem regen Austausch zusammen, in dem sich die Fragen des Textes mit ihrem beruflichen und persönlichen Hintergrund verbinden.
Interessierte sind herzlich eingeladen.

ORT: Seminarraum Moselweg 27, 34131 Kassel | INFORMATION/ANMELDUNG: Eckhard Bär

Termine:

Diese Seminarreihe fand von 2014 bis 2016 statt.

Das Unheimlichen in der Kultur – Fremde sind wir uns selbst

Veranstaltungshinweis 2017

Wir möchten Sie auf die folgenden Veranstaltungen des KASSELER FORUM FÜR PSYCHOANALYSE aufmerksam machen:

mit Prof. Dr. Rolf-Peter Warsitz, Eckhard Bär, Dr. Rolf Schröder, Prof. Dr. Ulrich Müller 
Vier öffentliche Vorträge und eine Abschlussdiskussion zum Unheimlichen in der Kultur – Fremde sind wir uns selbst veranstaltet das KASSELER FORUM FÜR PSYCHOANALYSE in Kooperation mit der vhs-REGION KASSEL und dem EVANGELISCHEN FORUM KASSEL in der vhs, jeweils donnerstags 20 – 21:30 Uhr 
am 2. März, 16. März, 30. März 20. April | ORT:
 vhs, Wilhelmshöher Allee 19-21, Raum 304 | KOSTEN: 5,- Euro 
und 13. Mai 2017 Abschlussveranstaltung im Café Buch-Oase, Germaniastr. 14, Kassel-West.Zusatztermin im Café Buch-Oase: Am Donnerstag den 4. Mai um 20:00 Uhr setzt Eckhard Bär, Psychoanalytiker in Kassel, mit einem weiteren Vortrag mit Thesen zu Slavoj Zizek „Islam und Moderne – Blasphemische Gedanken“ – die Veranstaltungsreihe „Das Unheimliche in der Kultur – Fremde sind wir uns selbst“, fort. 

Vortrag in der Reihe Philosophie und Psychoanalyse

Die Psychoanalyse als Kehrseite der bürgerlichen Gesellschaft.
– Eine marxistische Antwort auf Jacques Lacan

Ein Vortrag von Friedrich Vosskühler

Lacan hat mit Recht klargemacht, dass eine psychoanalytischen Kur nicht in erster Linie auf eine Heilung abzielen kann. Der „unendliche Mangel an Sein“, von dem z.B. schown Schelling spricht, kann offensichtlich nicht behoben werden, weil er der Kultur zugrunde liegt. Daher ist, wenn man daraus die Folgerung zieht, die Psychoanalyse die Kehrseite der Kultur und der „bürgerlichen Gesellschaft“ allzumal. Warum? Weil die Ware als die ökonomische „Zellenform“ dieser Gesellschaft jene schizophrenogene Kraft in sich birgt, die die Menschen von sich „entfremdet“ und ihnen sowohl objektiv als auch subjektiv den genannten „Mangel an Sein“ nahelegt. Es soll also der Versuch unternommen werden, die Psychoanalyse und die Kritik der politischen Ökonomie (Marx) in einen sie gegenseitig erhellenden Bezug zu setzen.

Vortrag: 5,- Euro, ermäßigt 2,50 Euro

ORT: Café Buch-Oase, Germaniastraße 14 | INFORMATION Eckhard Bär

Termin:

Diese Veranstaltung fand 2016 statt.

Wochenendseminar: Philosophie und Psychoanalyse

Hegel und Lacan – Die Kehrseite der Psychoanalyse und die 4 Diskurse

mit Prof. Dr. Friedrich Voßkühler, Philosoph und Eckhard Bär, Psychoanalytiker

Dieses Seminar arbeitet zurzeit an der Frage nach der Kehrseite der Psychoanalyse.
Nach dem zuvor bearbeiteten Grundproblem der Dialektik von Herr und Knecht, von Herrschaft und Selbstbewusstsein, stehen nun die von Lacan herausgearbeiteten vier Diskurse, die das Soziale bestimmen, im Mittelpunkt.
Wie ist der Diskurs des Herrn, als Diskurs von Macht und Herrschaft mit dem Diskurs der Universität, dem Diskurs des Wissens verbunden, welches er organisiert und verwaltet? Steht jenen Diskursen der Diskurs der Hysterika – worin das Wissen sich tatsächlich produziert – und der Diskurs des Analytikers subversiv gegenüber? Wie stützen und erhalten sich diese Diskurse, in welchem Bezug zur Wahrheit stehen sie jeweils und was wird in ihnen jeweils verdrängt oder ausgeschlossen? Überraschend könnte sich erweisen, dass alle vier Diskurse in einem logisch sich gegenseitig bedingendem Band einander verknüpft finden.
Grundlage der Seminararbeit wird die weitere Lektüre und Diskussion von Lacans Seminar Die Kehrseite der Psychoanalyse in der Übersetzung von Gerhard Schmitz sein. Wir werden die Arbeit mit dem VIII. Kapitel Ödipus, Moses und der Vater der Urhorde (S. 102) fortsetzen. Wer noch eine Exemplar benötigt, möge mir dies bitte rechtzeitig mitteilen. Ich bitte bis zum 14.06. um eine kurze Teilnahmebestätigung.
Seminarbeitrag: 50,- Euro, ermäßigt 25,- Euro
Das Seminar findet ca. dreimal im Jahr als Fortsetzung statt.

ORT: Seminarraum Moselweg 27, 34131 Kassel | INFORMATION/ANMELDUNG: Eckhard Bär

Termin:

Diese Veranstaltung fand 2016 statt.


Veranstaltungen:

Kontakt: Eckhard Bär | Moselweg 27 | 34131 Kassel | Mail: baer@baereckhard.de | Tel. 0160 96 96 64 94 oder 0561 31 38 42